In 6 Tagen ueber Pasochoa und Ilizina Norte zum Cotopaxi
Weil der Cotopaxi fuer so Flachlandindianer wie uns etwas hoch ist, muessen wir uns langsam rantasten. Aklimatisieren nennt man das auch (hat man mir erzaehlt). Deswegen gehts in drei Tagen zuerst mit Veronika (Simon´s Spanischlehrerin) auf die ersten zwei Schanzen, bevor wir dann den Cotopaxi mit Patrice, einem professionellen Bergfuehrer machen. Zwischen Ilizina Norte und Cotopaxi schlafen wir auf 3400 Metern bei Vladimir im Hostel...
1.Tag Pasochoa
Wir sind auf 3600 Metern und machen ne kleine Pause. Bislang gehts wesentlich besser als auf dem Pichincha - diesmal eben kein Alkohol und kein Fleisch. Sitze in mitten von Kuhpfladen - was ne Idylle! Es gibt hier noch vereinzelt Straeucher und gelbe Blueten aber sonst nur Graeser. Sind mit dem Bus aus Quito 2 Stunden raus. Dann mit dem Pickup bis an den Pasochoa ran - glaub so auf 3300 Meter. Jetzt laufen wir 300-400 Hoehenmeter in der Stunde. Man merkt die Hoehe aber es geht gut. Dann geht es einen Ziehweg gemaechlich bergan. Das letzte Stueck - nochmal so 200 Hoehenmeter - steil nach oben. Drei Lamas schauen uns gelangweilt zu. Oben sieht der Kamm aus wir eine Barriere zwischen zwei Welten - eine mit Nebel, eine ohne. Krass. Erinnert mich an die Szene in Tiger and Dragon, in der Zing Zinjy vom Klosterberg in den Nebel springt. Ich spring lieber nich, auch wenn es nett waere die Schauspielerin mal zu treffen - aber die Chancen sind wohl eher gering hier in Ecuador ;-) Paar Meter und die Spitze ist erreicht - erster Berg - ABGEHAKT! Unten gibts zur Belohnung ein Eis...
2. Tag - zum Ilizina Refugio
Mit ordentlich Tueten voller Essen und unserer in Rucksaecken verstauten Ausruestung werden wir am Kentucky Fright Chicken - was es hier gibt wie Sand am Meer - von Vladimir abgeholt. Vladimir ist ein Freund von Veronika, dem ein Hostel unterhalb des Ilizina gehoert und der verschiedene Berg-, Reit- und sonst was fuer Touren organisiert. Sehr sympathischer Typ. Veronika ist auch dabei und schon gehts im 25 Liter-Gelaende Toyota Richtung Ilizina. Wir verstauen unsere Sachen im Hostel, packen alles was wir fuer die Tour brauchen ein und essen nochmal Mittach im Hostel. Kurze Zeit spaeter sind wir auch scho auf der Piste: Mit dem Toyota geht es durch Wasser, Sand und jede Menge Loecher in der Fahrbahn nach oben. Auf 3800 fangen wir an zu laufen. Zuerst durch Wald und Wiesen in der Sonne. Es erinnert an eine Steppe, wie sich hier Graeser und Buesche abwechseln. Wir haben auch einen sehr schoenen Blick auf den Berg und das Umland hinter uns. Dann durchbrechen wir allerdings die Nebelgrenze und ploetzlich sieht alles sehr Mond-aehnlich aus. Auf grauem Sand ziehen wir auf einem Huegelkamm hinauf. Mit schwerem Gepaeck beladen - jede Menge unnoetiger Scheiss und viel zu viel Essen und Trinken - gehen wir im Nebel einfach vor uns hin. Irgendwann auf 4800 kommen wir dann ans Refugio, welches gut besucht ist: 3 Amerikaner, 1 mit Fahrrad reisender Sachse, ein Bergfuehrer und der Chico, der die Huette fuer eine Woche am Stueck huetet, fuellen die Huette, welche Isolation nur in Form von Thermoskannen kennt. Allerdings die Ueberraschung: es gibt eine Espressomaschine!! Also relativ trinkbarer Kaffee fuer uns - yammmy. Veronika ist so nett und kocht fuer uns. Wir quatschen mit den anderen auf der Huette und haben eine nette Zeit bevor wir recht frueh schlafen gehen. Hab Glueck und bekomme den guten Schlafsack ab und kann ganz gut schlafen - Simon friert sich leider nen Ast ab und bekommt nur wenig Schlaf.
3. Tag - Ilizina Norte Summit
Um fuenf Uhr morgens stehen wir auf. Es gibt Avokadobrot und es werden viel zu viele Stullen geschmiert und viel zu viel Trinken eingepackt. Langsam watscheln wir durch diese wirklich karge Mondlandschaft. Zunaechst ist es recht angenehmes laufen, doch dann wird es immer steiler. Ueber einen Hang geht es auf den Kamm. Von dort sieht man rechts und links nur Nebel und es zieht wie Hechtsuppe. Wir muessen immer mehr auf unsere Tritte achten, weil es felsiger, windiger und steiler wird. Nach einer Weile holen wir die vor uns gestartete Gruppe der Amerikaner ein und wir laufen zusammen weiter. Oben ist alles lehmig gelb und die Handschuhe sind von den gefrorenen Steinen, an denen wir uns halten durchnaesst. Das letzte Stueck zum Gipfel wird mehr oder weniger geklettert. Bei dem Wind und den glatten Steinen aber - wenn mans mal ehrlich betrachtet - schon scheissgefaehrlich. Oben auf dem Gipfel, der eigentlich nur aus aufeinandergetuermten Steinen zu bestehen scheint, steht ein eingefrorenes Kreuz - KEIN Gipfelkreuz -eine Touristin hatte sich oben aufgestellt um ein Foto zu machen - wie gesagt: bei dem Wind ne bloede Idee.
Wir machen ein paar Fotos auf gefrorenen Kameras und zurueck gehts. Der Abstieg geht locker von der Hand und in dem Refugio essen wir noch paar Nudeln und trinken Tee mit paar Rentner-Briten aus den Midlands. Time for a cup o´tea! Wir hatten keine Ahnung, wie die da hochkommen wollten, aber gut.
Weiter munter gehts runter mit guter Musik auf den Kopfhoerern. Wir durchbrechen die Nebelgrenze und koennen wieder durchs ganze Tal schaun! Trotzdem freuen wir uns auf die warme Dusche!
4. Tag - Ruhetag auf 3400 m bei Vladimir im Hostel
Heute haben wir einfach mal abgehangen. Kurzer Spaziergang um die Bergschuhe einzulaufen und ansonsten Essen, Tischtennis und DVDs gucken...
5. Tag - zum Cotopaxi Refugio
Morgens wird mir doch in dem abgelegenen Hostel auf 3400 Metern, in dem es keine Steckdosen auf den Zimmern gibt, und ich deswegen mein Telefon am Flur lade - mein Handy gestohlen! Eigentlich sind im Hostel nur wir und die Amis. Eine Gruppe ecuadorianischer Touris war wohl kurz auf dem Klo - na super! Wir fahren denen mit der Bullerei hinterher, finden und durchsuchen die sogar - aber naja, is wohl nicht schwierig so ein Teil mal kurz in nem Busch zu verstecken wenn man die ecuadorianische Version von gruen/weiss-Wiesbaden kommen sieht... Abends rufen sie dann lustig Leute aus meinem Adressbuch an und zitieren Langenscheidt´s "Fluchen auf Spanisch" - hehe. naja, was solls.
Auf gehts in den Naturpark Cotopaxi durch den wir etwa 45 Minuten fahren. Hauptsaechlich Kiefer- und Grasbewuchs. Eindrucksvoll hebt sich der Cotopaxi vor uns in die Wolken. Wir fahren bis auf 4600 Meter von wo wir das Gepaeck die zweihundert Meter hohe Schanze zum Refugio hochbuckeln. Selbst die paar Meter, die wir in 35 Minuten zuruecklegen, hauen schon ordentlich rein. oben gibts dafuer Huehnchen mit Reis und jede Menge Tee und Bruehe. Ein Fuchspaar gibt uns die Ehre einiger Fotos und wir treffen auch unsere ameikanischen Freunde, mit denen das huebsche Gruppenfoto unten entsteht. Um sechs gehts direkt ab in Bettchen. Aber geschlafen wird wenig...
6. Tag - rauf zum Cotopaxi
Wir sind also nachts um 12 aufgestanden. In der Huette hat kaum jemand gepennt - wir auch vielleicht ne Stunde. Die Hoehe und die Aufregung zusammen haben den Puls in eine Hoehe getrieben, die keine Lust auf Schlaf hatte. Ausserdem - wer kann um 6 Uhr Abends schlafen? Zum Fruehstueck hatten wir uns Muesli mit Instantmilch vorbereitet - nur irgendwie war das keine Instantmilch - irgendwas mit Hefe oder so - jedenfalls hat es furchtbar geschmeckt und ein fieses Wanstrammeln ausgeloest. Als letzte von fuenf Gruppen ging es unter absolut klarem Sternenhimmel los. Es war atemberaubend: Die Intensitaet der Sterne unter denen wir im Entenmarsch den Aufstieg ueber den ersten roterdigen Teil des Berges war beeindruckend. Ueber uns am Berg sahen wir die anderen Gruppen als kleine Gluehwuermchengruppen mit ihren Stirnlampen den Berg hinaufziehen. Irgendwie kam mir die Assoziation mit den sieben Zwergen die ins Bergwerk ziehem mit ihren kleinen Laempchen ueber der Schulter. Wir gingen in einem zunaechst recht gemaechlich erscheinenden Tempo - erst Patrice, der Fuehrer, dann Simon und dann ich. Trotzdem ueberholten wir drei Gruppen schon bis zum Beginn des Gletschers. Hier hiess es in die Steigeisen und die Eispickel ausgepackt. Das war zugleich unsere erste Pause auf etwa 5000- 5100 Metern. In der Ferne sehen wir die Wolken orange schimmern - der Kessel von Quito laesst sich erahnen. Und los gehts in Eis - diesmal natuerlich im Entenmarsch mit einem Seil aneinandergebunden. Am Anfang ist es schon komisch den Steigeisen zu vertrauen, vor allem, weil es wirklich steil ist. Wir sehen einen kleine, vorgetretene Spur, die vor uns ins Nichts fuehrt. Was auch immer dieses Nichts war - es ging dahin verdammt steil hoch .